Ich weiss nicht, wie oft wir diese Strecke Bregenz – St. Margarethen – Chur – San Bernadino schon gefahren sind. Meist sind wir schnell über die Autobahn durch dieses Stück Schweiz gedüst. War doch eines unserer liebsten Urlaubsziele der Lago Maggiore, aber dieses Mal haben wir uns mehr Zeit gelassen.
So fahren wir nur anfangs über die Autobahn und wechseln kurz vor Lichtenstein runter auf die Landstraße, um uns diese Landschaft mal etwas näher anzuschauen. Wir suchen uns in Chur einen großen Supermarkt und kaufen für unsere wenigen Franken, die wir noch im Auto gefunden haben, im Unverstand Schweizer Käse und Schokolade 😂
Gemütlich gondeln parallel zur Autobahn weiter in Richtung Thussis – Via Mala den Berg hoch und halten zum ersten Mal im dem alten Ort Splügen an. Splügen besteht fast ausschließlich aus alten Holzhäusern und wir entdecken fast an jeder Ecke etwas, das uns gefällt.
Und spontan, wie Ralf sein kann, fragt er, nachdem wir den Parkplatz verlassen und eigentlich auf die Autobahngen gen Bernadino-Tunnel fahren wollen: „Sollen wir über den Splügen fahren?!“ Stehen wir doch in Fahrtrichtung Pass…
Das Schild am Eingang der Passstraße besagt: Fahrzeuge bis max. 2,5, Breite und max. 10m Länge, dürfen nur mit Genehmigung dort hinauffahren. Also check ich erst einmal unseren Fahrzeugschein, da wir – wie immer – nicht wissen welche Außenmaße unser Opa Theo hat. Ok, Opilein bringt 2,38m Breite auf die Straße und 7m Länge – das kann also spaßig werden. Ich bin nicht wirklich amused, aber Ralf findet es geil und schon sind wir auf dem Weg nach oben.
Es hat nicht allzu viel Verkehr und so hält sich der „Stau“ hinter uns in Grenzen. Die ersten Höhenmeter sind für uns easy, klar langsam, doch ohne Probleme. Im oberen Drittel wurde es dann etwas happig. Es kommt eine wilde Aneinanderreihung von Haarnadelkurven, eine enger als die andere. Jetzt kommt das, was ich unten schon geahnt hatte – Opilein schafft die Kurven in einem Rutsch nicht mehr. Vor und zurück ist angesagt, zum Leidwesen derer hinter uns. Glück im Unglück, es waren glaube ich nur 3 oder 4 Kurven, die tatsächlich zu eng für uns waren, alle anderen sind fahrbar.
Oben angekommen ist schnell klar, dass wir die Nacht hier oben verbringen werden. Wir vertreten uns noch ein wenig die Beine und versuchen die Murmeltiere zu finden, die wir so fröhlich hier überall pfeifen hören können.
Im Tal bei Como soll es die nächsten Tage fast 40 Grad geben und so fahren wir am nächsten Tag nur ein paar Höhenmeter weiter nach unten, zum Stausee und bleiben für ein paar Tage hier stehen. Es sind geruhsame Tage.
An einem Tag wandern wir um den See herum, an einem anderen machen wir eine Fahrradtour und obwohl wir insgesamt nur 14km gefahren sind, war die kurze Tour echt anspruchsvoll und anstrengend. Erst etwas den Berg runter und dann über Schotterpisten den Berg wieder hinauf, weit höher als unser eigentlicher Standort ist.
Oben angekommen beobachten wir noch ein wenig den Hubschrauber, welcher Beton auf einen höher gelegenen Gipfel bringt und fragen uns wie denn wohl die Betonmischer hier hochgekommen sind, denn die müssen die gleichen Pisten gefahren sein wie wir gerade mit den Bikes 🤔. Ein Stück weiter die Piste entlang, geht es nun auf der anderen Seite über eine alte, ausgewaschene Piste wieder runter.
Noch ist unser Abenteuer Splügen noch nicht vorbei, denn jetzt müssen wir auf der italienischen Seite ja auch noch abfahren. Viele Fahrer der Autos, die uns entgegen kommen gestikulieren ziemlich wild – sie zeigen wohl so etwas wie, dass wir nicht weiterfahren können, wir seien viiiiiel zu hoch.
Soso, kann das sein? Weder auf der Schweizer Seite noch auf der Passhöhe stand irgendetwas, dass wir hier nicht durchkommen. Ok, ein wenig seltsam ist schon, dass uns kein einziges Gefährt entgegenkommt, dass größer als ein VW Bus ist 😅 und dann kommt der Moment, wo ein Schild uns darauf aufmerksam macht, das ab hier nur noch Fahrzeuge mit max. 3m Höhe und 5m Länge weiterfahren dürfen – aaaaaber, es gibt eine Umfahrung und so fahren wir recht entspannt an dem eigentlich interessantesten Teil der Strecke außen vorbei.
Es waren ein paar tolle Tage hier oben am Splügenpass. Zum Abschluss halten wir noch für eine Nacht in Chiavenna, und gehen genußvoll in eins der vielen Grotti zum Essen. Diese Art Höhlen wurden früher zum Aufbewahren der Lebensmittel genutzt. Sozusagen ein natürlicher Kühlschrank. Heute sind einige dieser Grotti zu Wirtschaften mit uriger Hausmannskost umfunktioniert. Lecker, was uns da kredenzt wurde.
Doch gegen Abend stelle ich fest, daß ich kürzester Zeit locker 10 Stiche an den Beinen habe und so flüchten wir ziemlich schnell vor den vielen Stechmücken und fahren zügig weiter. Ab zu unseren italienischen Freunden in die italienischen Seealpen. Eine Freundschaft welche in die Zeit unserer Überwinterung in Marokko zurückgeht.