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Immer der Sonne entgegen – Spanien

Mit Passieren der spanischen Grenze sind wir auch schon mittendrin in den Pyrenäen, es empfängt uns ein Sprachenmix aus Französisch, Spanisch und Baskisch. Wir fahren an großen Paprikafeldern vorbei, halten an einem Vor-Ortverkauf und nehmen ein Actionpack Piment mit irgendetwas mit. Daran haben wir gefallen, örtliche Leckereien kaufen und es uns gut gehen lassen.

Die Pyrenäen werden sehr schnell, sehr schroff. Die Straße windet sich in vielen Serpentinen die Berge rauf und runter, links und rechts geht es hurtig steil nach unten bzw. nach oben, nichts für schwache Nerven. Wir fahren durch viel Wald, aber an einigen Stellen sehen wir auch blanken, nackten Fels.

Die Pyrenäen durchfahren wir bei Regen.

Irgendwo auf diesen Weg fängt auf einem Straßenabschnitt der Jakobsweg an, viele Kilometer begleitet er uns auf unserer Fahrt, bis wir irgendwann links abbiegen in Richtung Pamplona, während er weiter in Richtung Santiago die Compostela führt.

Kurzhauber unter sich

Wir haben uns mit Tobi und Melly verabredet, die mit Ihrem Hauber in der Nähe von Pamplona stehen. Die zwei parken neben einem Fluss auf einer Wiese, irgendwo im nirgendwo. Wir kochen gemeinsam, draußen gießt es schon wieder in Strömen .. plötzlich klopft es an der Tür. „Hat es geklopft?!“ Ralf öffnet die Tür, stehen drei Polizisten vor der Tür. „Campen Sie?!“, „Nein, wir kochen zusammen.“, „Campen ist hier nicht erlaubt. Keine Stühle und Tische rausstellen. Die Nacht dürfen Sie hier verbringen.“ Und weg sind sie. Äh, Tische und Stühle raus? Bei diesem Regen? Wir wundern uns, lachen und kochen weiter.

Kurzhauber unter sich

Es war ein netter Abend mit guten Gesprächen, am nächsten Morgen verbringen wir noch das Frühstück zusammen und schon trennen sich unsere Wege wieder. Aber erst müssen wir aus dieser inzwischen vor Nässe triefender Wiese raus. Und als wenn ich es geahnt hätte, bleiben wir wieder stecken. Jetzt ist ganz deutlich, dass da irgendetwas mit unserem Allrad nicht stimmt – der Gang lässt sich nicht sauber einlegen. Aber wie gut, dass wir ja noch Tobi, seine Abschleppstange und den Hauber haben, die uns mit vereinten Kräften rausziehen. Das mit dem Gang müssen wir dringend klären.

Eintönig oder Interessant?

Die Orte, die wir jetzt durchfahren wirken oft wie Geisterstädte, obwohl links und rechts Autos parken, sind die Häuser zugerammelt, die Geschäfte geschlossen und keine Menschenseele auf den Straßen zu sehen. Wir erkennen keinen Unterschied zwischen verlassen oder lediglich verschlossen.

Manchmal sehen wir Türmchen und Erkerchen oder auch schöne Kirchtürme und beschließen dann spontan diesen oder jenen Ort anzuschauen. Diesmal ist es Olite, welches wir für einen Halt nutzen. Noch müssen wir wohl etwas an unserem Timing arbeiten, in Spanien ist zwischen 14 Uhr und 17 Uhr Siesta, da geht alles zum Essen nach Hause oder in größeren Städten in ein Restaurant und die Innenstädte sind dann einfach verwaist. Also nutzen auch wir die Zeit, trinken ein Glas Wein, essen dazu zwei Tapas .. und zahlen hier in der Provinz kleines Geld.

Die Gegend um Olite wirkt wie ein Hochplateau, es ist topfeben, und es wird viel Landwirtschaft betrieben. Ich finde es etwas befremdlich, dass fast alle Felder hier bewässert werden. Wie in Quadrate abgesteckt, stehen die Wasserspeier wie Pfosten in den Feldern, Kilometer um Kilometer.

Einige Tage später habe ich meine Gedanken zum Thema Wasser auf unserer Facebook Seite dazu veröffentlicht.
Und hier der Link zu „Ist Wasser endlich?!“

Rechts von uns liegt Logrono, Provinzhauptstadt des Rioja Gebietes. Vor uns, den Gipfel mit Wolken verhangen, taucht jetzt der Volcá de Fuego auf. Das hätte ich gerne gesehen, der ganze Berg soll mit Wein bepflanzt sein, auf Google sieht das ulkig aus, aber im Nebel brauchen wir uns das wohl nicht antun. Schade, vielleicht auf der Rückfahrt gen Deutschland, irgendwann mal.

Der nahe Vulkan hat hier die Landschaft geprägt, an den ausgewaschenen Hügeln um uns herum erkennt man ganz eindeutig die einzelnen Aschelagen diverser Vulkanausbrüche. Wir fühlen uns in den Wilden Westen versetzt. Wenn wir links in die Täler schauen können, haben wir spektakuläre Eindrücke, leider vermasselt uns auch hier der Regen die Möglichkeit, tolle Bilder zu machen oder gar einen Schlafplatz abseits der Zivilisation zu suchen.

Wir verlassen die Region Navarra und mit Grenzüberschreitung in die Region Aragon (Provinz Zaragoza), werden auch die Straßen schlagartig schlecht. Kurz fühlen wir uns zurückversetzt nach Italien. Auch hier wird viel Landwirtschaft betrieben und die ersten Schweineställe tauchen auf. Eigentlich riecht man sie eher, als dass man sie sieht, über dem ganzen Land liegt der penetrante Gestank .. nichts wie schnell weg hier.

Waschtage sind Stadttage

Zaragoza überrascht uns und dann werden diese Gedanken laut, dass Deutschland irgendwann den Anschluss verpasst hat. Hier fahren Hybridbusse und es gibt eine Straßenbahn, Fahrradwege laufen durch die ganze Stadt. Es ist Zeit etwas Facilitymanagement zu betreiben, Theo mit Wasser und Öl versorgen und unsere Wäsche waschen. Zaragossa hat uns gut gefallen. Eine beeindruckende Basilika, die historischen Markthallen und die vielen alten Stadthäuser, viele aus der Jahrhundertwende im Jugendstil erbaut.

Área Autocaravanas de Zaragoza

Unser Bericht auf Facebook zu Zaragossa

Als wir die Stadt verlassen haben wir endlich einen Sonnentag. Der hinter uns liegende Vulkan im Riojagebiet steht weit sichtbar wolkenfrei und schneebedeckt in der Ferne und vor uns liegen jetzt die Weinfelder, in denen das Laub in Rot-, Gelb- und Grüntönen erstrahlt.

Nach Landwirtschaft und Wein, kommen wir jetzt in das Gebiet, in dem der Serrano Schinken erzeugt wird. Man denkt ja manchmal nicht wirklich darüber nach, wo das Essen so herkommt, aber an diesem Tag an dem wir an hunderten, wenn nicht sogar tausenden von Schweineställen vorbeikommen, werde ich wieder einmal sehr nachdenklich. Jeder Stall ein kleines Hochsicherheitsgefängnis für Tiere, manche hochmodern, andere marode und gammlig. Auch hier liegt der Gestank über allem. Ich denke nach über Konsum, Selbstversorgung, nachhaltige Versorgung, Transportwege. Ist es noch richtig, wie wir unsere Lebensmittel produzieren und durch die ganze Welt karren? Klar, auch ich liebe es aus dem Vollen schöpfen zu können und doch fange ich immer mehr an, dieses zu hinterfragen. Auf Lesbos gab es nur, was die Saison gerade hervorgebracht hat .. und Fleisch kommt dort frisch von der Weide.

Ist hier ein Kurzhauber Nest?

Ein weiterer Kurzhauberbesitzer kreuzt unseren Weg, die Niederländer Rob und Erna stehen oberhalb von Valencia und wir beschließen dort unseren nächsten Stopp einzulegen. Aber bevor wir da sind, lernen wir nochmal ein paar nette spanische Polizisten kennen. „Das Tragen von Kopfhörern während der Fahrt ist in Spanien verboten! Wie möchten Sie zahlen? Cash oder mit Kreditkarte? Sie zahlen jetzt 100 Euro oder später mit offiziellem Schreiben 200 Euro“ …. Ups …. Ich habe das dann schnell gegoogelt, und tatsächlich, der spanische Busgeldkatalog spricht eine eindeutige Sprache. Also zahlen wir ein wenig zerknirscht die 100 Euro und dann geht’s weiter immer in Richtung Valencia. Nach einer frostigen Nacht bei Teruel inklusiv Scheibenkratzen am Morgen geht es von 1200 Meter Höhe auf Meereshöhe. Von in der Nacht leicht überzuckerten Schneehügeln soll es in die Sonne und Wärme gehen, in nur 90 Kilometern. Unvorstellbar.

Es heißt ja immer, direkt auf dem Strand kann man nicht mehr stehen, aber hier, zwischen zwei bebauten Strandabschnitten ist ein kleiner Bereich als Parkplatz ausgewiesen und wir stehen hier unbehelligt. Die Polizei kommt hier regelmäßig vorbei, aber selbst die wenigen Wohnmobile die auf der anderen Seite, praktisch direkt auf dem Strand stehen, werden nicht weiters beachtet. Nur nicht nach links schauen, da ist ein Industriehafen, doch rechts können wir bis nach Calpe sehen und das anbrandende Meer genießen. Wir beschließen bei knapp 20 Grad und Sonne ein paar Tage stehen zu bleiben.

Unser „Parkplatz“ für die nächsten Tage Strand von Pucol

Schon am nächsten Tag kommen Sonja und Benny mit Ihrem Herbert und kuscheln sich ganz dicht zu uns in die Reihe. Mit ihnen und den zwei Holländern verbringen wir ein paar tolle Tage, wir kochen und trinken zusammen, haben nette Gespräche und feiern Ralf‘s Geburtstag. Als Rob und Erna weiterfahren ist es ein klein wenig ein wehmütiger Abschied. Aber schon hat sich der nächste Kurzhauber angemeldet, Lucas aus Österreich stößt zu uns und wir bleiben noch einen Tag länger. Dann ist es auch für uns soweit und wir verlassen diesen Strandabschnitt, um weiter zu fahren.

In Teamwork haben wir Käsespätzle gekocht, den dazugehörigen Bericht könnt Ihr auf Facebook hier nachlesen

Valencia zieht uns magisch an

Die Landschaft hat sich jetzt ein wenig gewandelt, hier wachsen Orangen. Die Valensina Werbung kommt mir in den Sinn – Valensina – Valencia – ob das Wort hier wohl seinen Ursprung hat? Orangenplantage an Orangenplantage zieht an uns vorbei, ab und zu unterbrochen durch ein Feld mit Kakibäumen. Weit kommen wir nicht, denn Valencia ist nur 24 Kilometer entfernt. unser nächstes Ziel.

Wir werden die Tage hier auf einem Wohnmobilstellpatz in der Peripherie von Valencia, mit guter S-Bahnanbindung, verbringen. In die Stadt fahren kannst du mit einem Wohnmobil vergessen und erst recht mit so einem LKW wie Opa Theo einer ist.

Für größere Städte nutzen wir gerne Wohnmobilstellplätze oder Campingplätze – ValenciaCamperPark

Auch Valencia gefällt uns sehr gut, die Fassaden sind so unglaublich schön. Hier sehen wir alles, aufwändig restaurierte Fassaden neben halb verfallenen Gebäuden und Baulücken bzw. Lücken, die durch Abriss entstanden sind. Kleine Mauern umgeben diese Bereiche, die ausnahmslos mit Graffiti bedeckt sind. Überhaupt verfolgen uns die farbigen Bilder. Gefühlt jeder Ladenrolladen oder jede Tür ist mit einem Bild versehen, das erkennen lässt, was es in diesem Laden hier gibt.

Wir essen Churros und Tapas, besuchen das geradezu futuristisch wirkende Gelände, in dem die Oper und drei weitere Attraktionen untergebracht sind. Direkt nebenan lieg das Falles Museum. Jedes Jahr wird eine Figur begnadigt und darf dann hier Museum einziehen. Wir hatten einen riesengroßen Bau erwartet, sind doch diese Figuren einige Meter hoch. Was wir drinnen dann vorfanden hat uns sehr überrascht. Das die Figuren so detailgetreu und mit Liebe ins Detail hergestellt werden, ist echt sehenswert. Und begnadigt werden immer nur „kleine“ Figuren.

Unseren Facebook Bericht mit noch mehr Bildern zu Valencia, findest du hier…

Über Maren Huber

Mein Mann Ralf und ich haben im Juni 2017 unsere Firma verkauft und sind ins Wohnmobil gezogen. Erstes Ziel war die Insel Lesbos um eine Auszeit zu machen um dann die Europa und die Welt zu erkunden. Ich freue mich auf alle, die uns auf dieser spannende Reise begleiten.

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