Weiter geht unsere Fahrt in Richtung Süden. Opa Theo nimmt schon seit ein paar Tagen das Gas nicht mehr so richtig an und während wir noch überlegen, woran das wohl liegen könnte, zuckt er endgültig. Letzen Endes war alles halb so schlimm, es war nur etwas Dreck in der Treibstoffleitung. Für uns im Umkehrschluss heißt es, wir benötigen endgültig einen neuen Tank. Der jetzige Metalltank rostet ganz leicht innen, dass ist nicht gut.
Wir fahren weiterhin Landstraßen, weil wir keine Lust haben auf autobahnähnlichen Straßen „zu fliegen“, was dazu führt, dass Google uns über teils abenteuerliche Verbindungsstraßen schickt. Wie gut das wir ein Off-Road Fahrzeug haben, bis jetzt gab es keine Notwendigkeit irgendwo umzudrehen.
Und wieder einmal verändert sich der Straßenzustand mit der Provinzgrenze, diesmal ist es die Grenze zu Murcia. So wie sich das Straßenbild wandelt, wandelt sich auch die Anbaukultur um uns herum. Hier sehen wir viel Wein, Obst und Oliven wachsen. Irgendwo im Nirgendwo halten wir für eine Siesta an und parken mit Opa Theo mitten in einer Olivenplantage.
Plötzlich hält ein Auto neben uns und typisch deutsch denken wir sofort: „Oje, bestimmt ist das seine Plantage und er will wissen, was wir hier machen.“ Und dann kommt es doch ganz anders. Er ist so von unserem Auto begeistert, dass der Fahrer uns eine Flasche von seinem eigenen Wein schenkt und, schwupps, schon ist er wieder weg .. DAS passiert dir nur mit einem Kurzhauber.
Ralf liebt es Städte und Architektur anzuschauen und so halten wir natürlich auch in Murcia. Ganz unromantisch parken wir zwei Tage bei Ikea auf dem ausgewiesenen Wohnobilstellplatz, dafür haben wir mit der Strassenbahn eine schnelle Anbindung an die Innenstadt.
Schnell noch einen Hotdog bei Ikea zu Stärkung und dann geht es los. (Das war übrigens keine so gute Idee, der ist uns irgendwie wie ein Stein im Magen gelegen 😂).
Orangen, Orangen, Gemüse.
Wir fahren die Autovia del Mediterraneo und was in Südtirol die Äpfel sind, sind hier die Orangen. Irgendwann geht die Landschaft in eine Hochebene über und hier wächst jetzt alles was flach am Boden gedeiht. Artischocken, Spargel und Kohl in allen Variationen, vor allem Brokkoli sieht man sehr oft. Ab und an durchbrochen von Feldern mit Wein und Oliven. Ganz Spanien scheint eine einzige Anbaufläche zu sein. Naja, irgendwo muss ja das ganze Gemüse herkommen, dass wir überall kaufen können.
Nochmal durchqueren wir in Richtung Meer eine Hügellandschaft und ein Tunnel spuckt uns jetzt in eine komplett andere Welt aus. Es ist das Hinterland von Aguilas. Gewächshaus an Gewächshaus begleitet jetzt unseren Weg, einige nur aus Netzen gebaut, andere komplett aus Kunststoff. Das ist schon skurril, wenn du die ganze Landschaft zugedeckt vor dir liegen siehst und am Horizont blitzt noch ein bisschen das Meer raus.
Geode Pulpi
Bevor wir uns einen neuen Platz für die nächsten Nächte suchen, geht es zur Geode von Pulpi. Dieser riesige Kristalleinschluss wurde schon Ende der 90er Jahre gefunden und ist seit einigen Wochen nun für die Öffentlichkeit zugänglich. Und als echte Steintante muss ich das natürlich unbedingt sehen. Das die Führung nur in Spanisch ist stört uns nicht, obwohl es in Englisch für uns noch interessanter gewesen wäre. Allein in diese riesige Kristallkammer hinein zu krabbeln und dieses Wunder zu sehen, war es das wert.
Kurz unterhalb von Aquilas finden wir, auf einem etwas höher gelegenen Strandabschnitt, einen netten Platz für Opa Theo. Die Zufahrt geht recht holprig über ein ausgewaschenes Flussbett und so finden sich hier oben fast nur geländegängige Fahrzeuge. Die wenigen „normalen“ Wohnmobile hatten recht coole Fahrer, sodass wir an den Tagen, die wir hier verbrachten, sehr nette Gespräche geführt haben.
Es ist Sturm angesagt, und Sturm am Meer wollen wir mit Opa Theo – und eigentlich überhaupt mit keinem Wohnmobil – mehr erleben. Sturm in Italien und auf Lesbos haben uns gereicht. Also fahren wir ins 30km entfernte, im Landesinneren liegende, Lorca. Über der Stadt thront weit sichtbar die Burg und genau unterhalb dieser parken wir auf dem dazugehörigen Parkplatz, der sich als sehr geschützt gegen den Sturm erweist.
Die Altstadt von Lorca ist von hier aus fußläufig in 15 Minuten erreichbar. Lorca liegt in einem Erdbebengebiet und so erstaunt es uns nicht, dass wir gestützte Fassaden neben Häusern ohne Dach oder einfach nur leere Lücken zwischen den Häusern sehen. Altbau steht hier neben Neubau und so haben wir die kleine Altstadt schnell erkundet.
Mandeln und weiße Städte
Weiter geht es nach Velez-Blanco und wieder wandelt sich das Landschaftsbild. Jetzt fahren wir durch riesige Mandelplantagen. Velez-Blanco ist eine sogenannte Weiße-Stadt, und wird als malerisch angepriesen, die Stadt liegt nett am Hang eines Berges und wir haben einen spektakulären Blick in die Ebene. Aber das war es dann auch schon. Wir bunkern Frischwasser, das direkt von der Quelle hier aus den Brunnen läuft und dann dürfen wir ein absolutes Naturschauspiel erleben, über uns kreisen an die 30 Gänsegeier. Erst sind wir der Meinung das es Adler sind, wurden später dann aber aufgeklärt, dass Adler nie in solchen Mengen anzutreffen sind.
Wer Interesse an Steinzeitmalereien hat, hat hier die Möglichkeit Felszeichnungen in mehreren Höhlen anzuschauen. Leider haben wir nicht rausgefunden wie die Öffnungszeiten sind und ehrlicherweise muss ich sagen, hatte ich auch keine Lust mich weiter damit zu beschäftigen. Wer die Nacht hier verbringen möchte, findet auf dem Parkplatz unterhalb der Burg ruhige Bedingungen. Der Eintritt zur Burg ist übrigens kostenlos und man hat einen super Blick über den Ort und die umliegende Landschaft.
Die Nacht verbringen wir nur wenige Meter tiefer in Velez-Rubio und dann geht es weiter in Richtung Tabernas. Die alten Kulissen der Western Filme haben es uns angetan. Aber bevor wir dort ankommen fahren wir – wieder mal – quer durchs Land. Wir fahren an Millionen Mandelbäumen vorbei, tatsächlich wächst hier nichts anderes. Und wir fragen uns, warum so viele Touristen nach Mallorca zur Mandelblüte fahren – hier hätten sie viel mehr davon.
Der Wilde Westen
Erst führt uns die Straße bergauf, dann bergab, hin und her und plötzlich spuckt uns der Berg aus und kurz fühlen wir uns wie im Wilden Westen. Spanien hat neben der vielen Landwirtschaft auch unglaublich interessante andere Landschaften zu bieten. Hier wächst überall kurzes Gras, fast schon Macchia. Alte Anwesen stehen links und rechts in den Hügeln, allesamt Cabrio Häuser, die schon vor vielen Jahrzehnten verlassen wurden. Nur noch vereinzelt werden die Plantagen bewirtschaftet.
Und wieder einmal überrascht uns Google. Was eben noch eine ganz normale asphaltierte Straße war, geht urplötzlich in eine Sandpiste über und drei Kurven später stehen wir in einem Flussbett. Warum noch nach Marokko fahren, wenn wir hier schon Abenteuer im Kleinen erleben?
Fort Bravo (Texas Hollywood) und Western Leone
Als alte Cowboy und Indianer Fans kommen wir natürlich nicht daran vorbei, Fort Bravo zu besuchen. Viele hundert Filme wurden hier gedreht, unter anderem Klassiker wie „Spiel mir das Lied vom Tod“, „Ben Hur“ oder „Lawrence von Arabien“, aber auch modernere Filme wie „Indiana Jones“ oder „Lucky Luke“. Wir verbringen die Nacht auf dem Gelände und können so bis spät in den Abend die Kulissen genießen. Am nächsten Tag schauen wir uns noch die Westernshow an und ziehen weiter.
Links und rechts der Straße und in einigen Tälern stehen noch weitere Kulissen in der Landschaft, die man mit einem geländegängigen Fahrzeug gut erreichen kann, aber durch den Regen der letzten Tage war der Boden derart morastig, dass wir uns nicht getraut haben alleine auf die Suche zu gehen. So haben wir uns auf das Schauen aus der Ferne beschränkt.
Auch auf das Fahren durch das Flussbett, durch das man von hier bis Almeria ans Meer fahren kann, haben wir verzichtet. Den Spaß hätten wir gerne gemacht, naja Marokko wird uns dafür hoffentlich entschädigen.
In Almeria (Capo di Gata) stehen wir einige Tage ganz alleine am Meer und genießen eine windstille Zeit mit spektakulären Sonnenuntergängen.
Will da auch hin! Sieht ja traumhaft aus.
Dann gebt Gas