Mit Goa verbinden viele Menschen Hippies, Musik, Feuershows, Gras und einfach gemütliches Nichtstun. Wir sind gespannt, was uns hier erwartet. Ralf hat für uns in Mandrem, das liegt 4 km südlich von Arambol, ein nettes kleines Bambushüttchen gebucht. Der Gedanke war, hier machen wir mal 14 Tage „Urlaub“ um in Indien anzukommen, abzuhängen und uns zu akklimatisieren.
Relativ schnell stellen wir fest, dass wir mit Mandrem-Beach die richtige Wahl getroffen haben. Natürlich sind wir gleich am zweiten Tag in das bekannte, wuselige Arambol gegangen, um uns umzuschauen. Aus diversen Reise-Dokus hatten wir schon einiges erfahren und das wollten wir jetzt live sehen und erleben.
Die Ernüchterung kommt recht schnell. Wo früher Strandhütten um die 700 Rupien und Essen ab 50 Rupien zu bekommen waren, sind die Preise um den Faktor 2 bis 4 gestiegen. Das war schon eine Überraschung, denn damit hatten wir nicht gerechnet. Aber dafür haben sie sich hier schon ziemlich gut auf die Europäer eingerichtet. Man bekommt z.B. Kaffee in allen Variationen – zu uns bekannten europäischen Preisen.
Und ein zweiter Effekt ist, dass wir kaum noch europäische Touristen sehen. Jetzt sei Hochsaison, sagen die Geschäftsleute, doch die Anlagen und Häuser sind alles andere als ausgebucht. Einige wenige russischen Touristen laufen uns noch über den Weg, waren diese früher wohl hier häufig anzutreffen. Ansonsten bevölkern indische Touristen an den Wochenenden den Strand und die vielen Lokale. Einzig die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr sind ausgebucht. Wobei dann die Preise nochmal um bis zu 200% steigen. Das ist echt eine Hausnummer, wenn du für ein einfaches Zimmer in Strandnähe bis zu 80 Euro zahlst.
Nichtsdestotrotz genießen wir die Zeit hier. Fast jeden Tag laufen Ralf und ich morgens ins benachbarte Arambol um zu frühstücken. Hin und zurück 8km, somit haben wir unser Bewegungspensum für jeden Tag schnell erreicht. Immer am Strand entlang muss ich aufpassen, nicht jede Muschel aufzuheben, die angeschwemmt worden ist (hahaha, wieviel Kilo Steine und Muscheln lagern wohl mittlerweile in Opa Theo?). Manche Muscheln sind mit Einsiedlerkrebsen belegt und an einigen Strandabschnitten hätte ich ewig dem Kugeln und Weglaufen der Krebse zuschauen können.
Samstags ist in Anjuna der bekannte Hippie-Market, den wir uns natürlich anschauen wollen. Wir lassen uns von einem Taxifahrer für umgerechnet 22 Euro die 18km hinfahren. Nicht wirklich ein Schnäppchentarif, doch dafür sind zwei Stunden Warten des Fahrers auf uns inklusive.
Erwähnenswert, dass es eine GOA App ähnlich wie Uber gibt. Zu dieser die örtlichen Taxifahrer natürlich sagen „Klappt nicht, das Taxi kommt nicht.“ Aha, nach vier Wochen Indien wissen wir mittlerweile, dass das ein Standardspruch ist.
Der Markt hat uns nicht abgeholt. Gefühlt haben alle Stände das gleiche billige Warenangebot an Taschen, Kleidung, Schmuck, Tant, Schmuck, Kleidung, Taschen …. Möglichweise sind wir aber auch einfach raus aus dem ganzen Konsumwahnsinn.
Nach 14 Tagen wird es für uns Zeit weiterzuziehen. Wir wollen in den Reisemodus überwechseln und so packen wir unsere Rucksäcke und fahren mit dem Taxi nach Panji oder Panaji, Goas Hauptstadt. In einem der älteren Viertel haben wir uns für ein kleines Boutique Hotel in einem der alten portugiesischen Kolonialhäuser entschieden.
Es ist Weihnachten. Die ganze Stadt ist ein einziges buntes Lichtermeer. Von kitschigen bunten Lichterketten bis hin zu geschmackvollen Arrangements finden wir alles vor. Auf den kleinen Straßenmärkten gibt es viel Weihnachtskitsch zu kaufen und rot-weiße Mützen mit Plinkplink-Lichtern scheinen hier alle haben zu wollen. Zur Erinnerung, durch die alten Kolonialmächte gibt es nach wie vor viele Katholiken, die gerne die uns bekannten Weihnachtstraditionen zelebrieren.
Märkte ziehen uns immer magisch an und so ist es natürlich ein Pflichtbesuch hier auf den städtischen Markt zu gehen, Ja, und dort erleben wir viel Überraschendes. Der Fischmarkt. Sicher wissen wir alle wie es riecht, wenn Fisch verarbeitet wird. Vorstellbar, wie das bei 32 Grad riechen kann? Man sollte annehmen, dass hier in Indien gerade diese Sektion von Gestank erfüllt ist. Doch es müffelt hier überhaupt nicht! Wir sehen Fische, Krabben, Scampis und Muscheln in allen Größen, Farben und Formen. Es sieht hier ungewöhnlich sauber, ja geradezu appetitlich, aus.
Alle kaufen sie hier täglich ein: Von den Köchen der Restaurants und Hotels bis zu den kleinen Leuten, die kommen um den Fisch-Abfall für kleinstes Geld mitnehmen. Fast nichts bleibt übrig von dem ganzen Fischspektakel.
Rechts kaufst du dein Meeresgetier ein und links bringst du es zum Verarbeiten. Hier sitzen die Frauen, die die Muscheln aus ihrer Schale puhlen und die Männer, die die Fische ausnehmen, filetieren oder in Scheiben schneiden. Mit einer solchen Präzision habe ich das noch nie gesehen. Dieser Markt ist definitiv einen Besuch wert.
Insgesamt lassen wir uns drei Tage durch die wunderschöne Stadt treiben. Wir schauen uns alte Kolonialbauten an und genießen in hippen Lokalen die portugiesisch indische Küche.
Und dann geht’s mit dem Zug für uns weiter zur UNESO Weltkulturstätte Hampi.