Mit dem Zug nach Hampi
Von Panaji ging es mit dem Zug gen Hampi. Spaßig, haben wir doch einen Sleeper gebucht. So hatte es uns der Mitarbeiter des Reisebüros empfohlen. Sleeper ist ohne Klimaanlage jedoch mit Reservierung die Klasse der einfachen indischen Bevölkerung. Nur die Holzklasse ist noch krasser, denn da gibt es keine Reservierung und es herrscht meist Platzmangel. Und Sleeper, da man die Sitzbänke zu Liegeflächen umbauen kann. Je einmal Links und rechts und dann noch drei Mal übereinander. So zuckeln wir mit gnadenlosen 50 km/h und einer Stunde Verspätung durch die Berge. Ja, Zugfahren ist in Indien ein tolles Erlebnis, aber man braucht meist viel Zeit.
In Hampi haben wir ein echtes Homestay bezogen. Also mal richtig mit Familienanschluss. Interessant, nah an der Bevölkerung und laut. Ständig war irgendjemand im Garten vor unserem Zimmerchen und plapperte. Lustig und anstrengend zugleich. Schön ist, man kann jederzeit mit der Familie gemeinsam essen, was wir bei unserer Ankunft sofort taten.
Hampi ist eine historische Stätte welche sich über 26 qkm erstreckt. Es war von 1350 bis 1550 die Hauptstadt des letzten Hindu-Reiches von Vijakanagar. Zu seiner Blütezeit hatte die Stadt 500.000 Einwohner, heute sind es gerade mal 6000. 1565 wurde es durch ein großes Kriegsheer der Moslems komplett zerstört und die Bewohner in die Flucht getrieben. Seit 1986 gehört es zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Ja, Hampi Bazaar selbst, wie der Ort heute heißt, ist ein kleines Kuhkaff mit zig solcher Homestays und einer Vielzahl von Rooftop-Cafés, wo es alles mögliche zu Essen gibt, nur kein Fleisch. Gilt Hampi heute als Art Heiliger Wallfahrtsort, und da gibt es eben nur Veggie. Auch lecker.
Den Wallfahrtsort durften wir gleich live und in Farbe erleben. An unserem ersten Abend war Lichterfest im Haupttempel. Zig tausende Pilger kamen zu Ehren von Shiva. Wow, war das ein Erlebnis. Kerzen und kleine Öltöpfchen brannten überall. Und wir als bunte Europäer mittendrin. Gefühlt jeder Zweite wollte ein Bild mit uns machen oder fragte woher wir kommen und wie wir heißen. Was für ein Spaß. Es wurde getrommelt, musiziert, gesungen und gebetet. Einen sehr interessanten Einblick haben wir da bekommen. Übrigens die Inder schlafen während dieser Pilgerreise mitten in den Tempeln und Ruinen. Sie schlummern ganz einfach auf ihren Decken, kochen auf offenen Feuern und huldigen ihren Göttern. Eine riesige Anzahl von fliegenden Händlern rundet das ganze Spektakel ab.
Die Tempelanlagen haben wir die nächsten Tage erkundet. Es sind noch einige Grundmauern von Palästen, ein kleiner Teil der Stadtmauer und viele Tempel aus Granitstein zu besichtigen. Für 600 Rupien (6,50 Euro) gibt es ein Tagesticket, welches die größten Highlights und das Museum abdecken. Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Tempel, die alle ohne Eintritt zu besichtigen sind. Das haben wir ausführlich getan. Die umliegenden Hügel haben wir zum Sonnenuntergang bestiegen und Montezumas Rache hat uns auch besucht. Etwas, worauf wir gerne verzichtet hätten. Zwei Tage waren wir „out of order“ und hingen wirklich auf dem Klo. Ja, wer reist erlebt eben so manches. Auch Verzichtbares.
Kurzer Stopp in Mysore
Weiter ging es über die Stadt Mysore, welche uns sehr sehr gut gefallen hat.
Wir nehmen uns eine Auszeit in Kerala
Und danach haben wie eine Woche Auszeit in einem Ayurveda-Resort in Kerala gemacht, bevor es für uns nach Aurangabad weiterging. Dort gibt es gleich zwei Weltkulturerbestätten. Die Stadt selbst ist eher einfach, lieblos und hat 1,3 Mio Einwohner.
Auf den Spuren der Geschichte in Ajanta und Ellora
In einer ländlichen Gegend liegen zwei erstaunliche Tempelkomplexe, die beide vor Jahrhunderten in Felswände gemeißelt wurden: die Höhlentempel von Ajanta und Ellora. Die 34 Höhlen von Ellora entstanden zwischen dem 5. und 11. Jahrhundert n. Chr., die 29 Höhlen von Ajanta sind noch älter; sie wurden zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 6. Jahrhundert n. Chr. in den Fels gehauen.
Ajanta liegt irgendwo im Nirgendwo, rund 100 km von Aurangabad entfernt. Der Ort wurde irgendwann im 6. oder 7. Jahrhundert n. Chr. aufgegeben, weshalb er heute so ablegen ist. Hier hat der Fluss Waghora ein U in den Fels gegraben, in dem man viele große Höhlentempel mit teilweise gut erhaltenen Wandmalereien findet. Die Höhlen von Ajanta sind alle buddhistischen Ursprungs, die Malereien zeigen Szenen aus dem Leben Buddhas. Die meisten der Höhlen stammen aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. Die Archaeological Survey of India glaubt, das für jede Höhle wohl eine Bauzeit von etwa 30 Jahren anzusetzen ist. Allein die Aushöhlung des Fels ist eine erstaunliche Leistung, aber die künstlerischen Verzierungen, Reliefs und in den Fels gehauene Buddha-Statuen, sind einzigartig. Entdeckt wurden die Höhlen, nachdem sie im 6. Jahrhundert aufgegeben wurden, im Jahre 1817 von einem englischen Offizier, der auf Tigerjagd war. Von daher ist heute noch vieles im Originalzustand zu sehen.
Die Höhlentempel von Ellora sind leichter erreichbar, denn der Ort liegt nur 30 km nordwestlich von Aurangabad und ist von dort gut mit Bussen oder dem Taxi zu erreichen. Vermutlich haben hier an der Felswand mit den Überhängen einst kleine Gruppen von Mönchen Schutz vor dem Monsun gesucht. Die Höhlen boten auch Schutz vor wilden Tieren und Räubern. Immer mehr Mönche zogen sich hierher zurück, Pilger brachten ihnen Gaben und die aus dem Fels gemeißelten Höhlen wurden immer schöner und reicher mit Malereien und Skulpturen geschmückt. Drei religiöse Richtungen haben in Ellora Bauwerke hinterlassen: Buddhisten, Hindus, und Jains. Der gesamte Komplex hat uns wahnsinnig beeindruckt. Mit Hammer und Meißel wurden diese Monumente von Hand regelrecht herausgehauen und modelliert. Nichts wurde nachträglich dazugefügt alles ist aus einem Stück. Unvorstellbar.
Und so haben wir einen tollen Einblick in die alte indische Baukunst und das religiöse Leben erhalten und es geht nun weiter nach Rajasthan.