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Und wieder auf großer Fahrt, auf nach Hellas

Es ist zwei Tage nach meinem Geburtstag, der 19.11.2020. Wir sitzen hier bei schönstem Herbstwetter auf dem Peloponnes am EliahBeach zwischen Pylos und Pyrgos. Und wieder – Lockdown, Reiseverbot. Wie im Frühjahr in Marokko. Mann, Mann, langsam werden wir richtige Experten im Nichtreisen. Doch wir haben Glück. Unsere ersten 8 Wochen on Tour haben uns viel Spaß bereitet und darüber möchte ich gerne berichten.

Wir sind am 19. September gen Freiburg im Breisgau gestartet. Maren hatte dort in der Gelenkklinik ihren Fuß operieren lassen und Montags war der Nachsorgetermin fürs grüne Licht, um unsere Reise ohne Ziel endlich zu beginnen. Wie die letzten Wochen nutzen wir den tollen Parkplatz in Buchau kurz vor Freiburg, den mit dem tollen Blick auf die umliegenden Weinberge. Flugs am Montag rein nach Freiburg, der Arzt ist sehr zufrieden mit der Genesung und los geht es gen Süden. Naja, besonders weit kommen wir nicht. Das Wetter ist so fabelhaft im Schwarzwald, dass wir wirklich gaaaaanz langsam in Richtung Schweiz zuckeln. Eine Mountaninbiketour am Belchen, lange Pausen am Schauinsland, über schöne Nebenstrassen bis zur Grenze. Wir haben ja Zeit. Durch die Schweiz müssen wir mit unserem Opa Theo keine Maut bezahlen. Denn Veteranenfahrzeuge dürfen kostenlos durch das Land der Eidgenossen fahren. Leider kippt das Wetter und die Berge verschwinden hinter großen Wolkenbergen und immer wieder regnet es. Flott fahren wir durch den langen Gotthardtunnel und beschließen ein paar Tage am Lago Maggiore zu verweilen. Dieser See hat große Tradition bei uns, sind wir doch mit den Kindern jahrelang hier zum Campingurlaub gewesen. Ende September ist der See noch warm und wir können uns nach wie vor außerhalb unserer Wohnkabine bis spät in der Nacht tummeln.

Doch der 1. Oktober treibt uns voran. Wir ahnen, was jedoch erst zum 1. November so richtig ins Laufen kommt. Lockdown. Corona. Hilfe, die Welt geht unter.😀😀 Wir wollen auf jeden Fall in Griechenland sein, egal was kommt. Also geben wir Gas und brettern mit abartigen fast 80 km/h Highspeed über die Autostrada nach Ancona. Übernachtet haben wir an netten abgelegenen Orten, wenige Kilometer vom vierspurigen Asphaltband entfernt.

Am 29. September haben wir griechischen Boden unter den Füßen. Die Einreise in Igoumenitsa war für uns nur mit einem vorher anzufordernden QR-Code möglich. Das war die einzige Änderung zu all unseren anderen Fährfahrten nach Hellas. Mancher Tourist muss wohl zum Coronatest, doch dieser Krug ging an uns vorbei. So zuckeln wir ganz gemütlich an der Küste gen Peloponnes. Die große Halbinsel Griechenlands ganz im Süden.

Von Spanien kennen wir Melly und Tobi mit ihrem grünen Kurzhauber und Hund Nero. Immer wieder haben wir uns im Vorfeld ausgetauscht und es war klar, dass wir uns treffen. Bei Lefkada war es dann soweit. Wir rauschen einen kleinen Berg runter und stehen an einem wunderschönen Strand und freuen uns die Drei wiederzusehen. Einige Tage verbringen wir hier bei gegrilltem Lamm, ein paar Mountaninbiketouren, Schwimmen im Meer und quatschen. Wir sind wirklich froh hier zu sein. Tja, und weil wir uns wirklich gut verstehen zuckeln wir gemeinsam gen Süden und besuchen einige tolle Strände bis kurz vor Patras.

Hier trennen sich für ein zwei Wochen unsere Wege. Marens neues Hobby, Macrameebänder knüpfen erfordert dringend neues Material, welches wir uns nach Patras zu einer Freundin von Tobi (ja, lustig, wie klein doch die Welt ist) schicken lassen können. Wir nutzen die Zeit und möchten am Golf von Korinth, in Delphi und im Parnassosgebirge die Wartezeit überbrücken. Das Wetter ist nach wie vor recht warm und wir schwimmen ausgiebig jeden Morgen im Meer, schauen uns das menschenleere Delphi an, ja, Corona hat auch seine gute Seiten. Normalerweise reihen sich hier täglich so um die 3000 Besucher durch die beeindruckenden Ruinen, heute sind das keine 100. Die Ausgrabung rund um das Orakel von Delphi sind sehr beeindruckend. Der Apollontempel, der runde Tempel der Athena, das große guterhaltene Amphitheater, das historische Stadion. Der gesamte Komplex inkl. Museum ist wahrlich groß und sehr umfangreich. In traumhafter Landschaft eingebettet,bei bestem Wetter, ist dies ein Highlight unserer Reise.

Tja, und da die Päckchen einfach nicht von Athen nach Patras weitergeleitet werden, anhand vom Trackingcode können wir das ja gut nachverfolgen, geht es hoch in die Berge. Das Parnassosgebirge ist unser Ziel. Hinter einer kleinen Kapelle auf 1300 Meter finden wir einen traumhaft ruhigen Platz und bleiben bei milden Temperaturen ein paar Tage. Logisch fahre ich die 1200 Höhenmeter hoch auf den Gipfel des Parnassos. Von oben hat man auf der einen Seite einen Blick weit ins Land und auf der anderen bis zum Meer. Doch der Downhill war das Höchste. Vollgas über Schotter bis zu Opa Theo. Genuss pur. Leider kann Maren mit ihrem Fuß noch nicht so richtig mitradeln. Dafür gehen wir Sonntags in die Taverne und essen ganz lecker. Im Winter ist dieses Gebiet die Schweiz Griechenlands. Skifahren und Jetset ist da angesagt. Jetzt haben die Restaurants nur am Wochenende geöffnet. Von Patras sind es 130 Kilometer und von Athen keine 150. Viele Großstädter sind an den sonnigen Wochenenden hier. Und uns gefällt es ins Leben einzutauchen und dem bunten Treiben zuzuschauen.

Ja und immer noch hängen die Pakete in Athen. Also fahren wir zurück ans Meer, genauer gesagt wieder an den Golf von Korinth und dort stoßen Pia und Wolly aus Aichach mit ihrem blauen Sprinter 4×4 zu uns. Die beiden kennen wir aus Marokko und einmal haben wir sie auch in Aichach besucht.

So stehen wir in einer ruhigen Bucht, gehen gemeinsam in die Fischtaverne und tun mal einfach nichts. Sonne, Buchlesen, ein bisschen Biken ( Marens erste kleine Tour ) und? Das erste Päckchen ist in Patras bei Hara angekommen. Wolly und Pia zieht es zu Bekannten an die Ostküste, wir bummeln gen Patras in der Hoffnung, daß Paket Nummer zwei auch bald folgt.

Zwei Tage später sind wir nach dem Besuch bei Hara (Danke für die Paketaktion), dem Waschen im Waschsalon und einem dicken Einkauf im Supermarkt auf dem Weg, immer an der Küste des Peloponnes entlang. Die Inseln Kefalonia und Zakynthos sind zu sehen und wir treffen lustige Reisende am sogenannten Golden Beach. Einer von ihnen ist Karl-Heinz. Hahaha, er war auch in Tafraoute/Marokko während des Lockdowns. Also waren wir vor 6 Monaten schon einmal Nachbarn. Mann, Mann, die Welt ist klein.

Von Melly und Tobi haben wir die Info, dass sie auf dem Weg zum EliahBeach sind. Das ist auch unsere Wahl für die nächsten Tage. Dieser Strand ist noch so richtig ursprünglich. Hat doch vor Jahren ein griechischer Verein verhindert, dass dieser Strand von einem Grossinvestor mit einer touristischen Anlage bebaut wird. Ja, es ist ein guter Platz. Da eigentlich wild Campen in Griechenland verboten ist, wird dies jedoch in der Nebensaison toleriert. Hier am Strand stehen immer genügend Camper, auch viele Overlander mit ihren 4×4 Fahrzeugen. Ein echt toller Platz.

Tja, und wie ich anfangs schon schrieb, ruckzuck überschlagen sich die Ereignisse und wir sind mal wieder mit einer Art Fussfessel versehen.

LOCKDOWN, nichts geht mehr. Maskenpflicht, Reiseverbot. Doch hier am Strand haben wir ein tolles Plätzchen, interessante Nachbarn, Vollversorgung mit Essen und Trinken. Wir beschäftigen uns mit Radfahren, Boule spielen, Grillen, Schwimmen ( die Adria hat immer noch 20 Grad), sonnen, Strandspaziergänge, quatschen, Benzingespräche, basteln, Plattfuß beheben (es gibt viele Dornen), Lesen, faulenzen, auf dem Wochenmarkt einkaufen und was es eben sonst noch so alles zu tun gibt.

Abwarten ist angesagt. Ob es zu unserem geplanten Winterdomizil auf die Insel Kreta noch reicht, werden die nächsten Wochen zeigen.

Über Ralf Hokenmaier

Nach 20 Jahren Selbständigkeit auf zu neuen Ufern. Was mich anspornt? Gemeinsam mit meiner Frau Maren die Möglichkeit zu nutzen Fremdes, Unbekanntes und Neues zu entdecken. Wir sind jetzt keine klassischen Backpacker, nein, wir versuchen nur, mit unserem Reisebudget angenehm und ohne großen Luxus zu reisen. Wo die Reise hingeht? Keine Ahnung, dass entscheiden wir morgen kurzfristig.... :)

2 Kommentare

  1. Ich liebe Eure Reiseberichte, hab das Gefühl dabei zu sein, hab den „Virus“ bei meinem Reisebeginn im 2018 eingefangen …..nicht alle können das verstehen. Wünsch Euch Alles Gute für all Eure kommenden, abenteuerlichen Reisen!
    Joos

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