Die Insel Gavdos, die fast menschenleere kleine Insel – der Hippietraum
Von Chora Sofakion oder Paleochora kannst du mit der Fähre in ca. 4 Stunden Fahrt diese kleine Insel unterhalb Kretas besuchen. Die Fährtfahrt kostet mit Opa Theo hin und zurück soviel wie die Überfahrt von Piräus nach Heraklion. Das ist schon recht happig, doch wir waren neugierig. Und außerdem ist es eine reizvolle Routenalternative. Denn im Südwesten gibt es keine Küstenstraße. Um von Paleochora nach Chora Sfakion zu kommen, welche Luftlinie keine 40 Kilometer voneinander entfernt liegen, fährt man 175 Kilometer von Süd nach Nord und dann von Nord nach Süd, einen echt riesigen Bogen. Wir haben das somit mit zwei Fährfahrten erledigt.
Nach einer spritzig-salzigen, wellenreichen Überfahrt mit der kleinen Fähre wollte Ralf zu allererst Opa Theo entsalzen. Der Wasserschlauch im Hafen kam da gerade recht. Gavdos gilt als wasserreiches, sehr grünes Eiland. Überall findest du Quellen und gutes Trinkwasser. Das freut das Camperherz.
Tja, was sollen wir nun über diese kleine Insel berichten? Die Größe ist überschaubar: 2,5 auf 10 Kilometer, eine Insel-“Hauptstadt“, vier Minidörfer, ca. 30 Kilometer Straße, also zum Befahren gibt es nicht viel. Es leben im Winter 75 Bewohner auf Gavdos. Wen du morgens beim einzigen Bäcker nicht getroffen hast, den triffst du abends im Kafenion. Im Winter gibt es deren zwei. Eins am Hafen und eins im Dorf. Des weiteren gibt es eine Taverne und zwei überschaubare Minimärkte. Doch es ist immer wunderbar mit anzusehen, wie wir alles Lebensnotwendige dort vorfinden. Eine Zahnpasta, eine Pastamarke, ein bisschen Gemüse und ein paar Konserven. Wir haben festgestellt, dass auf der Insel das Thema Selbstversorgung hoch im Kurs steht. Früher gab es wohl noch viel mehr Landwirtschaft. Viele Landhäuser sind mittlerweile verfallen und die landwirtschaftlich angelegten Terrassen wuchern zu. Doch die Inselbewohner wissen, dass eben alles was nicht selbst angebaut wird, teuer mit der Fähre auf die Insel gebracht werden muss.
Ok, wir tuckern erst mal hoch auf den Berg, zur Bäckerin ins Dorf, für ein griechisches Frühstück. Einen Kaffee und für Maren Blätterteig mit Spinat und für Ralf mit süßem Grieß gefüllt. Und ein frisches Brot. Fehlanzeige, Brot gibt es nur zwei Mal die Woche, wir werden also auf morgen vertröstet. Und so zuckeln wir die 5 Kilometer runter an den einzigen Strand, welcher mit ein paar Bretterbuden und Steinhäuschen bebaut ist um dort zu Übernachten. Stellplätze gibt es genug, doch die richtig tollen Strände sind nur zu Fuß zu erreichen.
Tags darauf beginnen wir mit unserer Erkundungstour. Nach dem erneuten Besuch der Bäckersfrau, wir haben gleich nochmal bei ihr gefrühstückt, wandern wir zum südlichsten Punkt Europas. Dieser wird mit einem riesigen Stuhl markiert. 4 Stunden Wanderung hin und zurück sollte man da schon einrechnen. Lustige Anekdote am Rande: Wenn die Fähre kommt, springt die Bäckerin ins Auto, läßt alles stehen und liegen wie es ist und holt ihre Bestellungen im Hafen ab. Das ist eh der einzige umtriebige Zeitpunkt auf der Insel: Die Ankunft der Fähre. In dieser Viertelstunde sind locker 50 der 75 Bewohner im Hafen. Der Paketdienst ist da, und es herrscht ein Kommen und Gehen, ein Be- und Entladen. Jeder möchte seine Dinge erledigt wissen. Und wir sitzen im Sonnenschein auf der Terrasse im Bäckerladen. Was für eine ruhige Stimmung auf dieser Insel herrscht.
Was ist uns noch so aufgefallen?
- Auf 75 Bewohner kommen locker, auch im Winter, 25 Aussteiger, welche in den riesigen Sanddünen leben. Um da hinzukommen läufst du teilweise über eine Stunde. Das nenne ich mal ein abgeschiedenes Leben. In selbstgebauten Unterschlüpfen hausen sie dort. Es kann schon vorkommen, dass da auf ein Mal ein Nackter vor dir steht. Das sind eben ganz selbstbestimmte Menschen. Es riecht abends heftig nach Dope, und es wird unserer Meinung nach zu viel Alkohol getrunken. Naja, jeder wie er mag.
- Es fahren unwahrscheinlich viele Autos ohne, oder mit deutschen Kennzeichen mit längst abgelaufenem TÜV herum. Obwohl es einen Inselpolizisten gibt.
- Wenn ein Fest ist, wir sind zufällig zum Beginn der Fastenzeit da, kommt das ganze Inselvolk im Hafen zusammen und feiert. Essen und Trinken ist für alle frei, auch für die Gäste und es wird viel getanzt und gesungen.
- Die Stromversorgung läuft über einen riesigen Generator. Wenn der Wind aus Osten kommt, hörst auf der halben Insel ein Brummen.
Ansonsten? Im Sommer soll die Insel ein einziger Zeltplatz sein. Eine riesige Hippiekommune. Tausende von Griechen zelten dann in den zahllosen Sanddünen am Meer. Ralf würde das mal gerne erleben.
Sonst gibt es nichts weiter zu berichten.
Es ist eben ruhig, im Winter auf der Insel Gavdos.