Unser Tag beginnt früh um 04:45 Uhr heute Morgen. Bevor wir unseren nächsten Trip beginnen, müssen wir erstmal die 50 km von Lafionas (unser aktueller Standort auf Lesbos) mit den Rollern nach Mytilini fahren.
Es ist 6:30 Uhr als wir im Hafen von Mytilini ankommen, in 15 Minuten startet die Fähre (und zum ersten Mal erleben wir, dass sie auch pünktlich abfährt) mit uns an Bord in Richtung Samos – irgendwie typisch für uns, gerade noch rechtzeitig angekommen 😊. So oft von uns schon vorgenommen und jetzt endlich in Angriff genommen: Das Islandhopping.
Die Fahrt dauert etwas mehr als 5 Stunden. Wir genießen es entlang der türkischen Küste bei bestem Wetter durch die Ägäis zu fahren. In Samos angekommen werden wir von Giannis abgeholt, der uns zu unserer, über AirBnB gemieteten, Wohnung bringt.
Der erste Eindruck von Vathi (Samos Stadt) schockiert mich ein wenig – gefühlt stehen 2 von3 Läden leer. Vielleicht wird der Eindruck aber auch noch dadurch verstärkt, dass heute Sonntag ist und annähernd alle eh geschlossen haben.
Wir stromern ein wenig durch die Stadt, gehen einkaufen, holen etwas Schlaf nach und gehen abends in Giannis Ouzeri (eine typische, griechische Taverne mit frischem Fisch), um eine Kleinigkeit Essen. Zum Abschluss schauen wir, dank gutem Wlan, den neuen Dengler-Krimi von Wolfgang Schorlau, an.
Fahrt entlang der Nordküste
Wir fahren die nördliche Inselseite am Meer entlang ab, bis die Straße kurz nach Karlovasi in einem schlecht fahrbaren Waldweg endet. Wir kommen an Stränden vorbei, die wie an einer Perlenschnur aufgereiht, immer wieder auftauchen. Einer schöner, als der andere, teils mit schönem Sand und teils gekiest. Manche sind beliebte Ausflugsziele oder haben Hotels in Strandnähe, andere sind fast menschenleer. Die Straße direkt am Meer wirkt auf uns fast wie am Lago Maggiore. Teils eng und kurvig, mit steilen Felswänden und rechts nur Wasser. Eine sehr beeindruckende Fahrt, vorbei an alten Herrenhäusern, durch dichte Kieferwälder, unterbrochen durch Weinberge, und terrassierte Olivenölplantagen. Eine sehr abwechslungsreiche Strecke.
In Karlovasi stehen unmittelbar auf dem Strand die Ruinen von Gerbereien und die großen Lagerhäuser von Tabak. Hier wurden auch die ersten Banken eröffnet. Selbst eine Straßenbahn hat es hier mal gegeben. Heute ist von der alten Pracht nicht mehr viel zu sehen – aber die Ruinen sprechen für sich.
Wir fahren weiter, versuchen noch ein Stück die Pave Road zu fahren, geben aber nach wenigen hundert Metern auf, zu schlecht ist der Weg – kein Spaß für uns und die Vespas. Bevor wir uns auf den Rückweg machen, springen wir hier noch kurz in das glasklare Wasser und trinken eine Kleinigkeit im Hippis. Laut Reisführer eine der besten Bars hier auf der Insel – auf uns wirkt das Ganze zu kommerziell, hell, fast schon modern mit loungiger Musik. Vom alten Charme des Beginns in den 60igern, ist für uns nichts spürbar.
Von Agios Konstantinos aus fahren wir, durch das idyllische, regelrecht verzauberte, Tal der Nachtigallen, in das kleine Dorf Manolates (350 M ü NN) hinauf. Hier haben sich viele Künstler angesiedelt und der kleine Ortskern ist malerisch eingerahmt von Tavernen und Läden. Gleich am Ortseingang, praktisch der erste Laden im Ort ist die Taverne Pigi, wir genießen hier hausgemachten Kuchen und Frappé.
Eine Woche Familie
Unser Sohn kommt mit seiner Freundin auf die Insel, nach fast einem Jahr, indem wir uns nicht gesehen haben, freuen wir uns nun sehr. Wir fahren nach Pythagorio in den Süden der Insel, in dem der Flughafen und auch das Hotel liegt. Der Flieger kommt mit 1,5 Stunden Verspätung an, bis dann Gepäck und „Kinder“ sortiert sind, bleibt gerade noch Zeit für ein Abendessen im Hotel. Es ist ein schönes Gefühl, die komplette Familie mal wieder gesehen zu haben.
Während die Kinder erstmal ausschlafen und sich orientieren wollen, fahren wir von Pythagorio nach Chora hoch. Dieser Ort war einmal die Inselhauptstadt. Heute liegt sie ruhig im Hinterland. Sehenswert sind hier die alten, historischen Häuser und Waschplätze.
Wir lassen uns weitertreiben, fahren zum Kloster Timiu Stavrou – leider ist es während der Mittagszeit geschlossen – und so genießen wir nur den Blick vom Kloster hinunter aufs Meer. Wir versuchen unser Glück im Kloster Panagias Samou, aber auch hier stehen wir vor verschlossenen Türen.
Wir genießen die Fahrt, lassen uns auf halber Höhe, immer parallel am Meer entlang, in Richtung Insel-Westen treiben. Unser Ziel ist das Orizontas in Platanos. Ralf möchte ein Interview mit dem Wirt führen. Ab und an schreibe ich für das Greek-Cuisinie-Magazin einen Gastbeitrag. Die Empfehlung des Tages: Panseta (Schweinebauch), sous-vite gegart … ok, das hört sich so was von „ab“ an, das muss probiert werden! Ich verrate nur so viel: Es war einfach MEGA – ein kulinarisches Highlight für deinen Besuch auf Samos.
Den kompletten Gastbeitrag kannst du als nächsten Artikel nachlesen oder klickst hier im Artikel.
Der Inselsüden
So typisch griechisch die Insel im Süden ist, so italienisch ist sie im Norden. Wir schwanken zwischen „es gefällt uns“ und „ach, Lesbos ist uns lieber“. Links und rechts von Pythagorio vergeht kein Meter, in dem nicht irgendwelche alten Steine oder archäologischen Ausgrabungsstätten liegen. Römer, Türken, Griechen, Byzantiner, Venezianer und noch viele mehr, alle waren mal auf diese Insel.
Die Kinder haben sich ein Auto gemietet und so fahren wir mit den Vespas voraus und sie im Auto hinterher. Ein bisschen Sightseeing steht auf dem Programm. In nächster Nähe zum Hotel gilt es einen alten Tunnel zu erkunden. Der Tunnel des Eupalinos ist Teil der alten Wasserversorgung der damaligen Inselhauptstadt Pythagorio, gebaut im 6 Jahrhundert. Man kann sich kaum vorstellen, wie damals dieser über 1 Kilometer lange Tunnel mit Hammer und Meißel in den Felsen gehauen wurde. Mit einer Führung kommen wir bis zu der Stelle, wo sich die Nordröhre mit der Südröhre verband, wurde doch schon damals von beiden Seiten gleichzeitig gegraben.
Richtung Ireon liegt der Tempel der Hera. Auch hier schauen wir kurz vorbei. Wobei am Geburtsort der Göttin Hera nur noch ein Haufen Steine übrig sind, ist es interessant zu sehen, wie hier ständig auf den Ruinen der Anderen weitere Tempel, Straßen und Anlagen gebaut wurden. Bekannt ist dieser Ort durch die letzte, erhaltene 20 Meter hohe Säule des Haupttempels.
Langsam wurde es uns allen warm und wir fahren weiter zum Strand von Kampos, zur Taverne von Nick the Greek. Diese Ort ist ein beliebter Strandabscnitt zum Baden. Wir haben hier den tollen Sandstrand genossen, einen Frappe getrunken und – natürlich – auch gebadet.
Die nächsten Tage
Lazy days am Strand. Den Kindern hat es sehr gut in Pythagorio gefallen. Wir sind jeden Tag die 12 Kilometer von unserer Wohnung an den Paradise-Beach gefahren. Gab es doch nach so langer Zeit viel zu quatschen. Hier am Strand hat ein lustiger Grieche einen alten Bus eingegraben und verkauft dort kalte Getränke. Wir saßen unter schattigen Bäumen und genossen einfach die Zeit.
Ruckzuck waren die Tage auf Samos vorbei. Wir haben noch das sehr touristische Kokkari besucht. Schön anzusehen, wie es da in der Bucht liegt. Uns war es aber eindeutig zu touristisch. Wie sagte Maren? Wie in Sirmione am Gardasee. Laden an Laden, Taverne an Taverne. Das ist nun so gar nicht mehr unser Ding.
Samos war im Jahr 2000 in höchster Not. Wurden doch durch heiße Winde große Teile der sehr bewaldeten Insel ein Raub der Flammen. Über 20% der Inselfläche verbrannten. Rund um das Dörfchen Mythilene sieht man heute noch viele verbrannte Kiefern stehen. Die Insel ist ein Dorado für Feuerwehr Fans. Hier sieht man an jeder Ecke in den Dörfern alte MAN oder Mercedes Feuerwehrautos stehen. Viele noch mit Beklebungen von deutschen Städten. Baujahr 1970 und älter. Die Hilfsbereitschaft muss damals sehr groß gewesen sein.
Fazit Samos: Eine sehr schöne Insel im Norden, von überschaubarer Größe. Tolle Strände, im Süden mit viel Sand, doch dafür ist da mehr Halligalli.