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Von Er Rachidia über Meski nach Merzouga

Unsere Fahrt geht weiter immer am Fluß Ziz entlang. Hinter dem Stausee Barrage Al Hassan Addakhil öffnet sich der Canyon zu einer weiten Ebene. Der Ziz läuft jetzt rechts von uns in einem tieferen, ausgewaschenen Flussbett, bis wir Er Rachidia erreichen. Wieder mal überrascht uns eine Stadt, Er Rachidia empfängt uns mit ihrem modernen Stil, einer 4-spurigen Avenue und Straßenkehrern!

Unser nächstes Ziel, die blaue Quelle in der Oase von Meski liegt nur knapp 18 km weiter und so legen wir in Er Rachidia keinen Stopp ein. Und vor lauter „vor uns hinfahren“ wären wir fast an der Einfahrt zur Oase vorbeigefahren. Die Oase liegt etwas versteckt in dem tierfliegenden Flussbett des Ziz unter dem Ort. Forsch fahre ich die Einfahrt zur Oase hinunter, um dann unten festzustellen, dass es extrem eng wird. Umkehren oder gar Umdrehen geht hier nicht mehr und so bleibt mir nichts anderes übrig, als weiter gerade aus zu fahren, in der Hoffnung, dass es nicht noch enger wird.

Ich habe Glück, nach einem kurzen Stück liegt der Eingang zur Oase, die hier einen Camping Platz beherbergt, vor uns und wir können uns einen gemütlichen Platz unter den Palmen aussuchen. Wir lernen Hassan kennen, der uns erklärt, dass die Händler deren Verkaufsstände sich hier an die Schluchtenwand entlangreihen, die ankommenden Gäste unter sich „aufteilen“. Der Sinn dahinter ist, dass nicht alle Händler zu allen Gästen springen und sie „belästigen“ und so sind wir Hassan „zugeordnet“.

Wir mögen seine offene, freundliche Art, wie er uns alles erklärt und uns durch die Oase führt. Natürlich kommt die obligatorische Einladung zum Tee, die wir gerne annehmen. Er spricht recht gut Deutsch und so kommen Ralf und er schnell ins Gespräch und reden über „Gott und die Welt“. Ich seile mich irgendwann ab, nach den Tagen bei Hamid habe ich das Bedürfnis etwas allein zu sein, während Ralf noch lange bei ihm sitzen bleibt.

Die blaue Quelle hat Ihren Namen von dem Pool, den die Franzosen hier einmal gebaut haben, und die Quelle eingefasst hat. Früher war dies ein beliebtes Ausflugsziel, um zu baden, aber seit drei Jahren hat es hier nicht mehr geregnet und der Pegel der Quelle ist deutlich sichtbar gefallen. Das Becken ist inzwischen mit viel Algen bewachsen und mich lädt dies definitiv nicht zum Plantschen ein.

Wir sind im Berbergebiet und die Spezialität hier ist die Berberpizza. Und natürlich müssen wir diese unbedingt probieren. Für den nächsten Tag bestellen wir bei Hassan zwei Berberpizzen zur Mittagszeit, die uns seine Frau macht. Günter, den wir hier kennengelernt haben, meinte im Vorfeld „Du isst zu zweit eine Pizza.“ Und dann kamen da zwei Wagenräder „Pizza“. Zu sechst haben wir es nicht geschafft, diese aufzuessen und hatten für den nächsten Tag auch noch was.

Zutaten Berberpizza: Die Pizza wird wie eine Calzone hergestellt, nur eben nicht zusammengeklappt, sondern gedeckelt. Der Teig hat eine Konsistenz wie ein Fladenbrot und die Füllung bestand bei unseren aus Eiern, Paprika, Zwiebeln, Hackfleisch (vom Huhn) und vielen Gewürzen. Hmmm, einfach lecker. Gebacken im hauseigenen Lehmofen in Hammids Garten.

Campingplatz La Bleue Source
Google-Standort Camping Platz

Die Wüste ruft

Es zieht uns weiter in Richtung Wüste, auch wenn die Erg Chebbi nur als Sandkasten betitelt wird, wir beide – Ralf und ich – waren noch nie in einer echten Wüste und so fahren wir mit Vorfreude weiter. Seit wir hier sind, überrascht uns Marokko immer wieder mit den sich ändernden Geländeformaten, so auch jetzt wieder. Eben fahren wir noch über eine Ebene und plötzlich ist es wieder ein Canyon mit Oasen. Wir durchfahren immer noch das Valley du Ziz, und dann tauchen sie auf, die ersten Dünen.

Aber ein bisschen müssen wir uns noch gedulden bis wir die Erg Chebbi erreichen, die nächste Stadt -Erfoud – taucht vor uns auf. Auch Erfoud empfängt uns ganz modern und mit schönen Hotels im Kasbah Stil. Nach den zum Teil sehr dreckigen und schäbigen Städtchen im Rif Gebirge, sind die Städte hier, als wenn sie zu einer anderen Welt gehören. Die Straße führt durch die Palmenoase, links und rechts unter den Palmen sind die kleinen Felder, die zum Teil schon wieder bewirtschaftet und richtig grün sind.

Auch hier wird, wie überall in Marokko, viel gebaut. Wir sehen viele Rohbauhäuser und Straßen, welche auf 4-spurig verbreitert werden. Irgendwo hinter Erfoud ist das kleine Fossilien Museum, das ich mir unbedingt anschauen möchte. Als alte „Steintante“ komme ich ja an solchen Dingen einfach nicht vorbei. Der Eintritt ist kostenlos und man kann eine freiwillige Spende für den Erhalt des Museums geben. Ein Stopp hier lohnt sich wirklich, der Inhaber hat viele Interessante Fossilien und Mineralien zusammengetragen.

Unsere Reise geht weiter in Richtung Erg Chebbi, bevor wir aber endlich ankommen, erreichen wir Rissani. Ja, es zieht sich sehr. Es ist fast schon ein wenig skurril, Wüste, Stadt und Palmen wechseln sich hier ab.

Kurz vor Merzouga

Und dann tauchen sie auf, die gelben Dünen der Erg Chebbi. Für uns beide ist es das erste Mal, dass wir Dünen dieser Größe und Ausdehnung sehen und es ist schon ein ganz besonderes Gefühl. Es ist kurz nach 15 Uhr, die untergehende Sonne wird die Dünen anstrahlen und so entscheiden wir uns noch auf der Ebene, vor den Ausläufern der Dünen, anzuhalten und uns das Farbspektakel während des Sonnenunterganges anzuschauen.

Anhalten, Stühle auspacken, einen Kaffee machen und dann diese Farben betrachten. Ich kann das kaum in Worte fassen, es ist so surreal fast schon, als wenn die Farben gemalt worden wären. Wir können uns nicht sattsehen – ein Gefühl, dass sich auch die nächsten Tage nicht ändern wird.

Und dann wieder das unvermeidliche. Ein Mofafahrer hält hier bei uns im Nirgendwo an und bleibt zehn Meter neben uns stehen. Minutenlang steht er da neben seinem Mofa. Langsam wird es seltsam und gerade als ich ihn dann doch fragen will, was er denn sucht, kommt er zu uns. Und was will er? Verkaufen! Steine, Kistchen, Fossilien .. alles was man hier halt so erwerben kann. Wir lehnen dankend ab und er zieht weiter seines Weges. Später sehen wir, dass das hier ein Markt ist, den sich zwei Männer teilen und immer auf dieselbe Weise vorgehen.

Die Wüste Erg Chebbi

Wüste – und wir haben 4G Handyempfang! Es ist für uns eigenartig, aber Marokko ist unglaublich gut vernetzt. Fast im ganzen Land liegt inzwischen Glasfaser und die Kosten sind im Verhältnis zu Deutschland überschaubar. So zahlen wir für 1 GB 10 DIM (ca. 1Euro), Prepaid versteht sich.

Langsam, langsam geht die Sonne unter und die Dünen wechseln Ihre Farben im Sekundentakt. Von Hellgelb, über Ocker zu Orange, wir erleben ein wahnsinnig schönes Farbenspiel. Sobald die Sonne weg ist, wird es jedoch schnell kalt – Wüste eben und so ziehen wir uns in Opa Theo zurück, schmeißen die Heizung an, kuscheln uns in eine weitere Wolldecke und erleben so unsere erste Nacht in der Wüste.

Der Sonnenaufgang am nächsten Morgen ist nicht ganz so spektakulär, wie der gestrige Sonnenuntergang, aber trotzdem wunderschön. Es ist kalt und so warten wir noch ein wenig, bis wir unseren Standort wechseln. Die nächsten Tage wollen wir direkt an den Dünen stehen, um das Erlebnis Wüste zu genießen, denn hineinfahren wollen wir noch nicht. Wir haben immer noch nicht das Problem mit dem 4-Rad Antrieb von Opa Theo geklärt und so sind wir lieber vorsichtig.

Im Laufe des Tages zieht der Himmel zu, in der Erg Chegaga tobt ein Sandsturm und der ganze Himmel ist trüb, die Sonne nur ein runder Ball am Himmel. Auch die Temperatur ist gesunken, es ist merklich kühler geworden. Und dann geschieht das Unglaubliche, es regnet in der Wüste – nur ein paar Tropfen – aber immerhin. In den Bergen zwischen Fes und Midelt schneit es und die Passtrassen sind gesperrt. Wir hatten wohl Glück, sind wir dort doch erst vor wenigen Tagen dort durchgekommen.

Auf unserem Rückweg von Merzouga zu unserem „einsamen“ Standplatz am Rande der Wüste fahren wir die Piste, die direkt am Rand der Dünen verläuft. Wir passieren die ersten Weichsandfelder und gleich im ersten Feld gräbt Opa Theo sich ein, wie wenn er sagen möchte: „Nicht mit mir, ich will hier nicht fahren!“ 😂. Das kommt davon, wenn man keine Luft aus den Reifen lässt und der Meinung ist, dass es auch so geht. Hahahaha – wir haben noch so einiges in Sachen Sand und Wüste zu lernen.

Uns gefällt die Wüste, das Eintauchen in den Sand und Wandern auf den Dünen. Es ist unglaublich anstrengend hier zu laufen. Wir können uns kaum sattsehen an dieser Landschaft und so bleiben wir mehrere Tage hier.

Das Geruckel der letzten Tage hat Opa Theo nicht so gut verkraftet, eine unserer Dachrinnen hat sich gelockert, die Halterung unseres Tropendaches hängt „auf halb acht“. Aber wir sind ja bestens ausgestattet und so schraubt Ralf ein paar Hohlraumdübel in die Löcher und schon hält das ganze wieder. Bei nächster Gelegenheit werden wir uns noch zwei Hölzer besorgen, um das Tropendach zu entlasten, damit sich das Ganze nicht nochmal absenkt.

Über Facebook lernen wir den 27-jährigen Max kennen, er lebt hier in Merzouga und so nutzen wir ein Einkaufstripp in die Stadt, um uns mit ihm zu treffen. Diesen Bericht könnt ihr im nächsten Blogeintrag – gleich hier unten rechts – lesen.

Über Maren Huber

Mein Mann Ralf und ich haben im Juni 2017 unsere Firma verkauft und sind ins Wohnmobil gezogen. Erstes Ziel war die Insel Lesbos um eine Auszeit zu machen um dann die Europa und die Welt zu erkunden. Ich freue mich auf alle, die uns auf dieser spannende Reise begleiten.

2 Kommentare

  1. Toll geschrieben, ich mag euren Blog und freue mich jedesmal wenn ihr wieder einen neuen Beitrag raus bringt.
    Ich wünsche euch weiterhin eine tolle Tour wo immer sie euch hinführt.

    Liebe Grüsse
    Sarah

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