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Zum Akklimatisieren an den Lago Maggiore

Wo ist der Sommer?

Eigentlich, ja eigentlich wollten wir ja in der Schweiz die Grand Tour fahren. Doch haben wir nicht damit gerechnet, dass es auch hier der Regengott so „gut“ mit uns meint.

Wir haben die Nase voll von Nässe und Kälte. Dank einer verdreckten Regenrinne sind uns sogar bei einem Sturm im Schwarzwald zig Liter Wasser ins Auto gelaufen. Ralf kam mit dem Auffangen gar nicht mehr hinterher und schlussendlich lief es unten zum Schrank wieder hinaus. Aber bis auf eine nasse Rückwand vom Schrank und dem feuchten Boden hatten wir Glück im Unglück.

Also nichts wie weg hier –unser Weg führt uns an den Lago Maggiore. Der schöne See, den wir schon mit den Kindern regelmäßig besucht haben und an dem wir – in Gedanken – schon viele, viele Häuser gekauft haben.

Camping Lido Toce

Da wir direkt am See stehen möchten, fällt unsere Wahl auf den Campingplatz Lido Toce. Seit Januar 2021 wird der Platz von den neuen deutschen Pächtern Siggi und Cordula geführt. Sehr freundlich und unkompliziert sind die beiden uns sofort sympathisch. Wir mögen diesen überschaubaren Platz. Jeden Tag suchen die kleinen Kaninchen das frischeste Gras zwischen den Plätzen und auch die Enten schauen immer mal wieder mit ihrem Nachwuchs vorbei.

Wie schon im Norden, erwischt uns am zweiten Abend auch hier ein heftiger Sturm. Der Gewittersturm kam ohne Vorwarnung. Zuerst brauste es aus Seerichtung, so dass einige Wohnmobilbesitzer Probleme hatten, ihre Markisen zu retten. So unerwartet wie er kam, dreht er sich erneut und brauste aus der anderen Richtung heran, aus den Bergen. Es ist irre, wenn du in deinem Auto sitzt und du hörst/siehst draußen die Bäume wie Zahnstocher umfallen. Glück im Unglück, keine der herabstürzenden Äste und Bäume trafen einen Wagen oder ein Zelt.

Und am folgenden Tag?! Als wenn nichts gewesen wäre: Bei strahlendem Sonnenschein schnappen wir uns die Fahrräder und fahren auf den Hausberg von Stresa, den Monte Mottarone (knapp 1500 M ü NN).  Auf den Trial verzichten wir, nach dem Regen ist hier alles durchgeweicht und matschig. Wir fahren die Fahrstraße hoch, was ich eh schon als anstrengend genug empfunden habe (1250 Höhenmeter). ABER – ich war ganz oben und wir werden mit einem unglaublichen Panorama belohnt. Der Blick geht in die Alpen zum Monte Rosa, dieser ist in Wolken gehüllt. Weiter in Richtung Mittelmeer und Adria sehen wir die wenigen Hochhäuser von Mailand und im Dunst taucht schon der Apennin auf.

Als Belohnung halten wir auf unserem Rückweg in Feriolo an, das ist der kleine Ort direkt vor unserem Campingplatz. Man sitzt wirklich nett, direkt an der Hafenmauer und schaut auf den See hinaus. Einen Blick, den sie sich hier auch bezahlen lassen. Zwei alkoholfreie San Bitter 16 Euro – ok, wir haben eine wirklich tollen Teller Schweinereien als Aperitivo dazu bekommen – frei Haus, versteht sich – alles gut. Wir haben es genossen.

Samstag ist Markttag in Verbania – wir lieben es dort einzukaufen und, wenn möglich, bei den örtlichen kleineren Händlern, die außer zweierlei verschiedenen Käse und Salami nichts weiter anbieten. Und wie so oft haben wir viel zu viel eingekauft – keiner von uns hat bedacht, dass wir mit den Fahrrädern hier sind. Mal wieder etwas, was wir in den Jahren unseres Vagabundenlebens noch nicht gelernt haben 😂. Doch das Warenangebot ist einfach zu verlockend.

Wenn wir mit den Rädern in Richtung Verbania unterwegs sind, fahren wir grundsätzlich über die Landzunge auf der Palanza liegt. Diese Ecke von Verbania ist ruhiger und weniger vom Verkehr frequentiert. Wir mögen diese Atmosphäre sehr. So fahren wir auch heute auf unserem Weg zurück zum Campingplatz. An der kleinen Slipanlage, fast schon am Ende des Stadtteils, gibt es ein neues „Bistro“, das Ittico. Wir sitzen direkt am See. Hier muss der Sonnenuntergang spektakulär sein. Und auch der Lago Maggiore überrascht uns immer wieder. Wir zahlen für einen Cappuccino 1,50 Euro – wer hätte das gedacht?! Wir kommen wieder.

Am nächsten Tag bleibt uns das schöne Wetter hold. Also nochmal, rauf auf die Bikes und heute ist der Hausberg von Verbania, der Monte Morissolo dran. Wir fahren das enge Intrasca Tal hinauf bis zu der neuen Zipline. Mal wieder 1000 Höhenmeter und 22km eifrig bergauf liegen vor uns. Fast schon gemütlich treten wir in die Pedale, hoch und höher. Es geht durch sattgrüne Wälder, die von Maronen und Buchen dominiert sind. Rechts von uns geht es in nicht endende Täler des Naturschutzgebietes Val Grande. Zum Teil senkrechte Felswände und tiefe Schluchten – und dann sind wir oben.

Schade, dass heute Sonntag ist, auf eine spontane Fahrt mit der Zipline müssen wir verzichten. Ohne Reservierung geht heute gar nichts. Tja, dann haben wir einen Grund nochmal wieder zu kommen.

Wir erstrampeln auch noch die letzten Höhenmeter, bis wir den höchsten Punkt vom Piancavallo erreicht haben. Die Terrazza belvedere sul Lago Maggiore hat Ihren Namen aus einem ganz einfachen Grund – hier sehen wir fast den ganzen See. Majestätisch liegt er unter uns. Schon für diese Aussicht, lohnt sich die Fahrt. Hier oben gibt es einen Wanderweg, den man auch sehr gut mit dem Fahrrad befahren kann. Die Strada Militare Cadorna. Diese wurde im ersten Weltkrieg in den Berg geschlagen und lohnt sich schon alleine wegen ihren spektakulären Ausblicken auf den Lago Maggiore.

Für den Rückweg nehmen wir diesmal den direkten Weg hinunter nach Verbania und werden belohnt mit schnellen, kurvenreichen erneut 22km langen Abfahrt. Als Resümee: Alles richtig gemacht, über das Tal hinauf und direkt wieder hinunter.

Und wie es so ist, hält es uns auch hier nicht länger und so fahren wir nach einer Woche Aufenthalt wieder los. Aber zuerst sollten wir noch den Kühlschrank füllen. Naja, bis wir wieder alles erledigt haben, einkaufen, eine SIM Karte für Italien besorgen, schnell noch zu Mittag essen, suchen wir uns einen Stellplatz in der Nähe und fahren morgen weiter. Zufälle gibt es bei uns öfters und weil wir wieder einmal falsch abgebogen sind, stehen wir jetzt über dem Lago d’Orta, genießen einen herrlichen letzten Ausblick auf den See, Maren kocht im Omnia ne leckere Pizza und gehen dann zu Bett. Der Ausblick hier ist schon magisch…

Lago d’Orta

Und nein, bei uns gibt es nicht nur Sonnenschein, aber diese Bilder sind einfach viel, viel schöner als Nebel- und Regenbilder 😄

Über Maren Huber

Mein Mann Ralf und ich haben im Juni 2017 unsere Firma verkauft und sind ins Wohnmobil gezogen. Erstes Ziel war die Insel Lesbos um eine Auszeit zu machen um dann die Europa und die Welt zu erkunden. Ich freue mich auf alle, die uns auf dieser spannende Reise begleiten.

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